Geschichte Tiefenthal
Vieles spricht dafür, dass das in einer ebenfalls gefälschten Besitzbestätigung Papst Leos IX. für St. Maximin vom 16. Januar 1051 erwähnte "Daffindal" mit unserem Ort identisch ist.
Weitere Nennungen des Dorfes als "Dyffindal" (1297) und "Dyfindail" (1323) stützen die Annahme, dass es in dem Diplom tatsächlich gemeint ist. Es kann jedenfalls mit ziemlicher Sicherheit davon ausgegangen werden, das Tiefenthal in dem Diplom Leos IX. aus dem Jahre 1051 seine erste Erwähnung findet.
Die Beziehungen Tiefenthals zum Kloster St. Maximin bei Trier reichen bis in die frühe Karolingerzeit zurück. Sie erklären die engen Bindungen an Münsterappel, dem Zentrum der im Appelbachtal konzentrierten klösterlichen Grundherrschaft, die bis in die Neuzeit zu verfolgen sind. Raugraf Heinrich III. von der Altenbaumburg konnte in einer Urkunde vom 1. Mai 1319 für 50 Kölner Mark an Otto Ulner verpfänden. Der Raugraf behielt sich jedoch das Recht der Wiedereinlösung seines Besitzes vor. Aber schon 1330 machte Graf Philipp von seinem Recht Gebrauch und löste die Pfandschaft für 50 Mark Heller wieder ein. Aufgrund der alten Abhängigkeit vom Zentrum der St. Maximiner Herrschaft im Appelbachtal gehörte unser Dorf zum Landgericht Münsterappel. Vermutlich hatte der kleine Ort vor dem 16. Jahrhundert auch kein eigenes Ortsgericht.
Nach einem Lehensverzeichnis des Nassauischen Hauses aus dem Jahre 1683 gehört "Diefenthal" nach wie vor zur Herrschaft Nassau-Ottweiler. Es muss damals eine recht unbedeutende Ansiedlung gewesen sein; denn es wird darin vermerkt, dass sich dort nur sieben durchaus arme Leute befinden, sie sich lediglich vom Fang und Verkauf der Krammetsvögel, die sie nach Mainz zum Markt bringen, ernähren. Zu dieser Zeit soll der Ort an die Grafen von Wartenberg verpfändet gewesen sein.
1717 kam das Dorf nach siebzehnjährigem Rechtsstreit wieder an die Linie Nassau-Saarbrücken und unterstand wie Pleitersheim dem Amt Jugenheim. 1721 war es an die Rheingrafen von Grehweiler verpfändet, die zu diesem Zeitpunkt nach wie vor Rechte in unserem Dorf ausübten. Ob das auch noch Mitte des 18. Jahrhunderts der Fall war, ist ungewiß. Die Grafen von Nassau-Saarbrücken jedenfalls behielten ihre Rechte bis zur französichen Revolution. Um 1800 gab sich der berüchtigte Räuberhauptmann "Schinderhannes" des öfteren die "Ehre". Zwei seiner Komplizen stammten aus dem Ort im Appelbachtal. Einer von ihnen, der Landwirt Georg Wilhelm Weisheimer, wurde zusammen mit dem Hannes im Jahre 1803 in Mainz hingerichtet, der andere, ein gewisser Heinrich Rupp, war vorher im Gefängnis gestorben. Mag die abseitige Lage die Räuber besonders angezogen haben, so ist es sicher gerade dieser Umstand, der bis heute bewirkt, dass Tiefenthal immer eine kleine Ansiedlung geblieben ist. Es gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den 3 Orten der rheinhessischen Provinz, die entgegen der allgemeinen Entwicklung eine Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen hatten. 1815 zählte das Dorf 168 Einwohner, 1854 sogar 201. Bis zum Jahre 1915 war dann die Einwohnerzahl auf 115 zurückgegangen, bis 1939 blieb sie konstant, um nach dem 2. Weltkrieg leicht anzusteigen. 1974 erreichte Tiefenthal jedoch einen absoluten Tiefstand der Bevölkerungsentwicklung: Nur 89 Menschen wohnten im Ort.
Die schöne Lage im Tal der Appel und die ruhige Atmosphäre des Dorfes, die jede Hektik vermissen lässt, mag die Tiefenthaler für viele Nachteile entschädigen. Zudem brauchten sie schon in früheren Zeiten auf die Errungenschaft der modernen Technik keineswegs zu verzichten: Bereits 1914 erhielt das Dorf eine Wasserleitung, Im gleichen Jahr kam von Worms her der elektrische Strom, der ab 1922 von den Pfalzwerken geliefert wurde.
Bereits im Jahre 1816 hat man den Gemeindewald an das benachbarte Wonsheim verkauft. Er diente den Bewohnern ebenso als Nebenerwerbsquelle wie der in der Gemarkung gebrochene Sandstein, den mancher landwirtschaftlicher Betrieb noch während unseres Jahrhunderts vor allem im Winter verarbeitete. Der Quecksilberabbau wurde vermutlich in der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgegeben. Die Grube ist später eingestürzt.
Der letzte Krieg ging auch in Tiefenthal nicht spurlos vorüber. Während im 1. Weltkrieg die Gemeinde keine Opfer zu beklagen hatte, starben in der zweiten weltweiten Auseinandersetzung 5 Tiefenthaler Bürger. Am 17. März 1945 wurde der Ort von den sich in unserem Raum abspielenden Kämpfen unmittelbar betroffen. Auf den Höhen von Fürfeld vorrückende amerikanische Panzer beschossen das Dorf. Sie zerstörten gut ein Viertel aller Gebäude. Personen kamen nicht zu Schaden, da sich die Bewohner rechtzeitig in 2 Bunker geflüchtet hatten.
Tiefenthal besaß im 19.Jahrhundert eine kleine jüdische Gemeinde, die eine eigene Schule unterhielt. 1904 wurde hier der letzte jüdische Bürger begraben. Der Friedhof ist von der jüdischen Kultusgemeinde in Mainz inzwischen aufgegeben worde (Quelle: Wikipedia)
Das Tiefenthaler Wappen
Das Wappen ist geteilt und in der oberen Hälfte gespalten. Rechts oben ist das Feld in drei Reihen dreimal in Gold und Blau geschachtet. Links oben in Blau ein steigender siebenmal in Silber und Rot geteilter goldbewehrter Löwe. Unten sind in Silber ein blaues Schwert und ein blauer Steinhammer diagonal gekreuzt.
Tiefenthal gehörte vom Mittelalter bis Ende des 18 Jhds. zu dem Besitz verschiedener Adelsfamilien. Die einflußreichsten Ortsherren waren im Mittelalter die Grafen von Sponheim (vordere Grafschaft Sponheim), deren Wappen in Gold und Blau geschachtet war. Der in Silber und Rot geteilte Löwe in Blau ist ein Teil des 1946 gestalteten Wappens des Regierungsbezirkes Rheinhessen und erinnert daran, daß Tiefenthal seit 1816 zu Rheinhessen gehört.
Trotzdem der Ort der Einwohnerzahl nach immer klein war, verfügte er im 18 Jhd. über ien eigenes Gerichtssiegel, das in zwei Abdrücken überliefert ist. Das im Gemeindearchiv Fürfeld erhaltene Siegel mit der Umschrift "Sigel des Dorf Diefenthal 1727" zeigt im Schild eine undeutliche und deshalb unbestimmbare männliche Figur. Der Siegelabdruck im Gemeindearchiv Tiefenthal läßt dagegen deutlich die stehende Figur eines barock gekleideten Handwerkers erkennen, der in der rechten Hand ein Schwert und in der linken Hand einen Steinhammer hält. Die Figur erinnert daran, daß in der Umgebung von Tiefenthal verschiedene Steinarten, vor allem Sandstein, abgebaut wurden. Die Figur zeigt deshalb einen solchen Zunftgenossen, der vielleicht als "Vorarbeiter" oder Zunftmeister eine Waffe - ein Schwert - tragen durfte. Da eine solche Figur in der modernen Heraldik schwer darzustellen ist, wurden in das neue Ortswappen nur ihre Attribute, d.h. Schwert und Steinhammer eingefügt.